Gesundheit bei Pferden

Wenn sich der Traum von eigenen Pferd endlich erfüllt hat, wünscht sich wohl jede:r Pferdehalter:in, dass das geliebte Pferd so lange wie möglich gesund bleibt. Auch das Unfallrisiko ist für viele Halter:innen eine große Belastung – ganz besonders bei sportlich geführten Pferden. Dazu kommt, dass dein Pferd naturgegeben nicht in deinem Haushalt leben kann, und deswegen Veränderungen und Krankheitszeichen manchmal erst spät auffallen. In unserem Pferdemagazin findest du jede Menge Ratgeber über Pferdeerkrankungen, eine gute Vorsorge für dein Pferd und Tipps und Tricks wie du deinen Liebling rundum gesund und fit hältst.

Neben einer gesunden Fütterung, einer artgerechten Haltung und vielfältigen Bewegungs- und Beschäftigungsangeboten kommt der Vorbeugung von Krankheiten in der Pferdehaltung eine große Bedeutung zu. Eine gute Prophylaxe kann häufige Pferdekrankheiten verhindern, früh erkennen oder ihren Verlauf zumindest abmildern. Zu den regelmäßigen Vorsorgemaßnahmen gehören Impfungen, Entwurmungen, Hufpflege und Zahnkontrolle.

Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) empfiehlt aktuell die folgenden drei Schutzimpfungen für Pferde: Tetanus, Equine Influenza und Equine Herpes-Infektionen. Eine generelle Impfpflicht gibt es zwar bei Pferden nicht, doch warum Impfungen beim Herdentier Pferd wichtig sind, liegt auf der Hand: Im Stall können schnell Erkrankungen vom einen auf das andere Pferd übergreifen. Bei Turnierpferden oder Zuchtstuten können andere Impfvorschiften bestehen oder weitere Impfungen sinnvoll sein. Bist du im Zweifel, lässt du dich am besten tierärztlich beraten.

Sauberkeit im Stall und auf der Weide sind zwar wichtig, doch auch die besten Hygienemaßnahmen können einen Wurmbefall nicht zuverlässig verhindern. Die Tiere lassen ihre Ausscheidungen auf den Wiesen zurück, von denen sie fressen. Aber Würmer können nicht nur den Magen-Darm-Trakt, sondern auch andere Organe deines Pferdes wie Lunge, Leber oder Nieren befallen und zu massiven gesundheitlichen Problemen führen. Deswegen ist es wichtig, dass du deinen Liebling regelmäßig entwurmst. Wie häufige eine Entwurmung auf dem Programm stehen sollte, hängt von den Haltungsbedingungen ab. Dein:e Veterinärmediziner:in stellt dir gern einen individuellen, bedarfsgerechten Entwurmungsplan zusammen.

Die Hufe deines Pferdes solltest du regelmäßig selbst überprüfen, doch auch eine professionelle Behandlung durch Hufschmied:in und Hufpfleger:in sollten auf eurem Programm stehen. Wie häufig die Profis die Hufe kontrollieren müssen, hängt davon ab, ob dein Pferd beschlagen ist und wie es um seine Hufqualität und die Bodenbeschaffenheit in Stall und Weide bestellt ist. Dass die Hufe für die Pferdegesundheit so kritisch sind, liegt am Hufmechanismus, von dem du sicher schon gehört hast. Er sorgt als Blut- und Lymphpumpe für eine gute Durchblutung im Pferdebein. Schon geringe Einschränkungen des Hufmechanismus können zu schwerwiegenden, teilweise irreversiblen Schäden führen.

Auch das Gebiss deines Pferdes braucht mindestens einmal jährlich besondere fachtierärztliche Zuwendung. Dabei werden die Backenzähne, das Zahnfleisch und die Schneidezähne untersucht. Ein besonders gefürchtetes Scheckgespenst für Pferdehater:innen ist EOTRH (Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis), eine schmerzhafte und unheilbare Zahnerkrankung. Früh erkannt, kannst du aber deinem Liebling unnötige Schmerzen ersparen und Zähne retten. Deswegen gehört die jährliche Zahnkontrolle zur Prophylaxe.

Was du selbst ohne viel Aufwand tun kannst, sind kleine regelmäßige Gesundheits-Checks bei deinem Pferd. Je besser du seinen Normalzustand kennst, um so leichter fallen dir kleine Abweichungen auf. Am besten du gehst systematisch vor. Sieh dir bei jedem Besuch dein Pferd aus der Ferne an: Wie steht es? Entlastet es eine Gliedmaße? Besonders wenn es eine Vordergliedmaße entlastet solltest du skeptisch werden. Achte auch auf seine Bewegungsmuster: Sehen Gangbild und Bewegungsabläufe wie gewohnt aus, oder erkennst du Lahmheiten oder andere Auffälligkeiten?

Auch das Verhalten deines Pferdes kann sehr aufschlussreich sein. Begrüßt dein Pferd dich beispielsweise nicht wie gewohnt, oder möchte keine Leckerbissen aus der Hand fressen, ist Ursachenforschung gefragt. Das Fress- und Trinkverhalten kannst du auch ganz einfach überprüfen, in dem du Trog und Näpfe checkst. Urin- und Kotabsatz überprüfst du am besten beim Ausmisten: Sie dir die Einstreu genau an – hat dein Pferd normal geäpfelt und Wasser gelassen?

Eine regelmäßige Gewichts- oder Körperumfangskontrolle lässt ebenso wichtige Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand deines Pferdes zu. Genau wie die Schleimhäute in Augen, Maul und Nüstern: Die Nasenschleimhaut beim gesunden Pferd ist glatt, glänzend und dunkelrosa, die Augen und Maulschleimhaut ist ebenfalls glatt und glänzend, aber hellrosa.

Körpertemperatur und Atmung lassen sich ebenfalls leicht überprüfen. Ein erwachsenes Pferd atmet zehn bis 20 Mal pro Minute und hat eine Körpertemperatur zwischen 37,5 und 38,2 Grad Celsius. Wenn du wissen möchtest, ob dein Pferd genug Flüssigkeit aufnimmt, gibt es einen einfach Kniff: Nimm an einer Körperseite in der Halsmitte ein Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger, ziehe sie etwas zu dir und lasse sie abrupt los. Glättet sie sich nicht unmittelbar, ist dein Pferd möglicherweise dehydriert.

Nimm jegliche Auffälligkeiten unbedingt ernst und hole im Zweifel vorsorglich tierärztlichen Rat ein. Pferde haben die Angewohnheit lange still zu leiden. Die Herdentiere wollen partout einen Ausschluss aus der Gruppe durch Schwäche oder Krankheit vermeiden, und zeigen daher oft erst viel zu spät an, dass sie Schmerzen haben. Deine Spürnase ist gefragt: Je schneller und zuverlässiger du Krankheitssymptome erkennen kannst, desto besser für dein Pferd.

Wie erkennst du, dass dein Pferd Schmerzen hat?

Auch wenn du dich mit Leib und Seele um dein Pferd kümmerst und regelmäßige Vorsorgemaßnahmen durchführst, kann es trotzdem passieren, dass dein Pferd krank wird. Zeigt dein Pferd die folgenden Symptome, solltest du umgehend tierärztlichen Rat einholen:

• Es hat kein Interesse an seiner Umwelt
• Es hält den Kopf gesenkt und zeigt kein Ohrenspiel
• Es wirkt apathisch
• Es verweigert Futter und/oder Wasser
• Es liegt und kann sich nicht aufrichten
• Es setzt keinen Kot und/oder Urin ab
• Es hat Durchfall
• Es hat einen aufgeblähten Bauch
• Es flehmt häufig
• Es scharrt oder wühlt
• Es kommt nicht zur Ruhe und schwitzt
• Es atmet schwer
• Es lahmt, zeigt Schonhaltungen oder will nicht laufen
• Es hat Hautausschläge
• Es hat tränende Augen
• Es hat starken Nasenausfluss
• Es hat geschwollene Beine
• Es stöhnt, knirscht mit den Zähnen und/oder zeigt gekräuselte Nüstern

Zu den häufigsten Pferdekrankheiten zählen unter anderem:

• Atemwegserkrankungen: Pferde haben sehr empfindliche Atemwege und sind sowohl für Erkältungen als auch für Allergien anfällig. Typische Symptome sind Husten, Nasenausfluss, eine erhöhte Atemfrequenz, Leistungsabfall und Fieber.
• Hufrehe: Die Hufrehe ist eine Entzündungsreaktion der Huflederhaut, die verschiedene Ursachen haben kann. Einige Stoffwechselerkrankungen, Fehlbelastungen aber auch eine zu zuckerreiche Ernährung kommen unter anderem als Auslöser in Betracht. Die Hufrehe ist sehr schmerzhaft für dein Pferd und kann sogar lebensbedrohlich werden. Erste Anzeichen sind häufig, dass dein Pferd sich überall anlehnt und versucht die schmerzenden Beine zu entlasten.
• Koliken: Kolik ist ein Sammelbegriff für Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, die sich durch extreme Bauchschmerzen äußern. Eine Kolik kann durch Stress, Fütterungsfehler, Wurmbefall, mangelhaftes Kauen der Nahrung, Flüssigkeitsmangel und viele weitere Ursachen hervorgerufen werden. Darmverschlingungen, Darmeinklemmungen und Darmverschlüsse können im Rahmen einer Kolik auftreten, daher ist eine Kolik immer ein Notfall, der tierärztlich behandelt werden muss.
• Lahmheiten: Lahmheiten sind keine Erkrankungen per se. Sie sind vielmehr ein Symptom, das durch orthopädische Erkrankungen, wie Sehnen- oder Gelenksentzündungen, Wirbelsäulenverletzungen, Zerrungen oder Prellungen, muskuläre Verletzungen oder häufig auch durch Huferkrankungen wie beispielsweise die Hufrehe hervorgerufen werden. Der Ursache von Lahmheiten solltest du immer auf den Grund gehen.
• Magengeschwüre: Pferde produzieren nicht nur während der Nahrungsaufnahme Magensäure, sondern kontinuierlich. Stress, eine falsche Fütterung mit zu geringen Mengen an Raufutter und zu lange Fresspausen sind die Hauptauslöser. Früh erkannt sind die Therapieaussichten gut.
• Stoffwechselstörungen: Die beiden Stoffwechselstörungen EMS (Equines Metabolisches Syndrom) und ECS (Equines Cushing Syndrom) treten bei Pferden häufig auf. Vom EMS sind besonders schwere Pferderassen und Ponys betroffen. Das ECS ensteht durch eine Hormonstörung der Hypophyse und betrifft typischerweise Pferde, die älter als 15 Jahre sind. Beide Erkrankungen müssen tiermedizinisch eingestellt und begleitet werden. Auch die Fütterung spielt bei beiden eine große Rolle.
• Zahnprobleme: Kanten oder Haken an den Backenzähnen, Karies oder Zahnstein zählen zu den häufigsten Zahnerkrankungen bei Pferden. In seltenen Fällen kann es auch zu Zahnfrakturen kommen. Starkes Speicheln, langsames Fressen oder Kopfschlagen sind typische Symptome. Spezialisierte Pferdezahnärzt:innen sind hier der richtige Ansprechpartner für euch.

Was du dir als Pferdehalter:in vielleicht überlegen solltest, ist eine Krankenversicherung für deinen tierischen Liebling abzuschließen. Gerade bei Pferden können sich die Behandlungskosten schnell summieren. Selbst wenn es sich „nur“ um eine medikamentöse Behandlung handelt, braucht ein Pferd, das im Durchschnitt 420 Kilogramm wiegt, natürlich einen andere Dosis als ein Chihuahua, der 4,2 Kilogramm wiegt. Für Pferde werden verschiedene Schutzpakete angeboten – von der OP-Versicherung bis hin zum Rundum-Sorglos-Paket. Je nachdem wie dein Pferd geführt wird, also ob du zum Beispiel sportlich aktiv mit deinem Pferd bist, kann es sinnvoll sein, Unfälle oder zum Beispiel auch physiotherapeutische oder alternativmedizinische Behandlungen abzudecken.

Eine Tierhalterhaftpflichtversicherung solltest du aber in jedem Fall für dein Pferd abschließen. Bricht zum Beispiel dein Pferd aus der Weide aus und verursacht einen Verkehrsunfall, bist du ohne Haftpflichtversicherung voll haftbar. Für Pferde, die beispielsweise regelmäßig zu Turnieren reisen kann auch eine Transportversicherung sinnvoll sein.